Unter dem Begriff “Belohnungsaufschub” verstehen Psycholog*innen, wenn ein Verhalten nicht sofort, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt belohnt wird – meist vor dem Hintergrund, zwar jetzt zu verzichten, aber in Zukunft eine viel größere Belohnung zu bekommen.
Das Marshmallow-Experiment
Sicherlich hast du schon einmal vom sogenannten Marshmallow-Experiment von Walter Mischel gehört. Hierbei wurde einem etwa 4-jährigen Kind eine begehrenswerte Süßigkeit gezeigt, beispielsweise ein Keks oder ein Marshmallow. Der Versuchsleiter erklärte, dass er für einige Zeit den Raum verlassen würde. Das Kind hat die Möglichkeit, ihn durch Betätigen einer Glocke zurückrufen und dann einen Marshmallow zu bekommen. Würde es aber warten, bis der Versuchsleiter nach etwa 15 Minuten von selbst zurückkehrte, erhielte es zwei Marshmallows.
Der Zusammenhang von Selbstkontrolle und Erfolg
Tatsächlich zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Zeit, in der das Kind warten konnte und späterem Erfolg in der Schule, sowie verschiedenen positiven Persönlichkeitseigenschaften. So wurden jene Kinder, die das Warten besonders lange ausgehalten haben, später im Berufsleben als deutlich kompetenter eingeschätzt und waren darüber auch deutlich resistenter gegen Stress. Eine besonders übergreifende Eigenschaft scheint zu sein, dass die geduldigen Kinder später weniger impulsiv entscheiden, sondern sich für ihre Entscheidungen viel Zeit nehmen, diese in ruhiger Umgebung treffen und Risiken besser abwägen zu können scheinen. Eine weitere Studie von 2018 fand ebenfalls einen Zusammenhang zwischen der Wartezeit und der kognitiven Leistung, die die Kinder bei späteren Tests im Alter von 15 Jahren zeigten. Spannend, oder? Kinder, die sich hier besser kontrollieren können, sind meist auch aufmerksamer, haben seltener Probleme sich zu konzentrieren und zu lernen. Das Selbstbewusstsein, das die Kinder aus diesem Erfolg zogen, reichte oft bis ins Erwachsenenalter hinein. So aßen viele geduldige Kinder ihre beiden Marshmallow gar nicht auf, sondern nahmen die gewonnenen Süßigkeiten mit nach Hause, um sie stolz ihren Eltern zu zeigen. Sie merken schon früh: Wenn sie sich Mühe geben und ein wenig mehr Disziplin zeigen als andere Kinder, können sie erreichen, was sie sich vornehmen – eine wichtige Lektion fürs Leben!
Wie kann ich Selbstbeherrschung erlernen?
Kein Kind kommt undiszipliniert auf die Welt! Einer der wichtigsten Faktoren für das Erlernen von Selbstkontrolle scheint es zu sein, ein Gefühl von Verlässlichkeit zu vermitteln. Das heißt, die Dinge einzuhalten, die du versprochen hast. Auch das Stresslevel sollte in den ersten Lebensjahren gerade zu Hause sehr niedrig sein – ohne die Kinder dabei jedoch von allem abzuschirmen. Aber auch in späteren Jahren lässt sich Selbstkontrolle noch erlernen! Je älter du bist, desto mehr steht das Durchbrechen alter Gewohnheiten und das Überschreiben dieser mit neuen, produktiveren Angewohnheiten im Vordergrund. Am besten geht das, wenn man spezifische Situationen klar definiert, am besten mit sogenannten Bedingungssätzen: “Immer wenn ich für die Uni lerne, schalte ich mein Handy aus!” oder “Immer Dienstags um 17 Uhr gehe ich ins Fitnessstudio!”. Auf diese Weise schaffst du eine Verbindlichkeit für dich selbst und die Chance, dass du deine Vorsätze brichst, ist sehr viel geringer! Auch wichtig ist, sich die langfristigen Folgen seines Verhaltens stärker vor Augen zu führen. Wir alle wissen zwar: Rauchen schadet unserer Gesundheit, doch die Konsequenzen davon werden die meisten von uns erst in 30 oder 40 Jahren zu spüren bekommen. Die kurzfristigen Konsequenzen, also in diesem Fall das Gefühl von Entspannung, das uns eine Zigarette bietet, “kalt” und dafür die langfristigen Konsequenzen “heiß” zu schalten, ist die absolute Schlüsselfähigkeit für ein erfolgreiches und gesundes Leben!
Vorbereitet von Ana Dahlbeck
(Praktikantin im Bereich Psychologie)