Rational, direkt, stark, sportlich oder sportbegeistert, draufgängerisch und handwerklich begabt.
Wenn Du diese Adjektive liest, an wen denkst du? Und welches Geschlecht hat diese Person? Die Geschlechterforschung setzt sich seit Jahren mit Stereotypen auseinander: Was ist eigentlich typisch weiblich, männlich?
Nur Klischee oder Lebenseinstellung?
Es ist davon auszugehen, dass ihr bei der ersten Zeile an einen Mann gedacht habt. Das ist überhaupt nicht schlimm! Es bedeutet lediglich die Verinnerlichung von den Strukturen und Vorstellungen, die dafür verantwortlich sind zu bestimmen, wie ein Mann zu sein hat. Zumindest in der Kultur oder Gesellschaft, in die ihr integriert seid. Ein weiteres Beispiel: Männer denken rational, wogegen Frauen sich von ihren Emotionen leiten lassen. Dieses sogenannte Schubladendenken beeinflusst nicht nur unsere Wahrnehmung von Männern und Frauen, sondern auch Menschen mit anderen ethnischen Hintergründen, mit anderen sexuellen Orientierungen – eigentlich beeinflussen Klischees unsere Auffassung von allen Menschen, die eine andere Lebensweise pflegen, als man selbst. Wir versuchen unsere Mitmenschen ständig zu analysieren und einzuordnen. Klischees sind allerdings nur die Spitze des Eisbergs.
Toxische Männlichkeit – Bin ich eingefahren?
Toxische Männlichkeit beispielsweise schadet nicht nur den Frauen und allen Trans Menschen, die dem gegenüber stehen, sondern auch den Männern selbst. Der Begriff selbst beschreibt eine Art Festgefahrenheit auf veraltete oder moderne Rollenbilder, die jegliches Verhalten von Jungen und Männern legitimiert. Das muss grundsätzlich keine negativen Absichten oder Eigenschaften voraussetzen. Warum ist toxische Männlichkeit dennoch für den Mann selbst gefährlich? Eine weit verbreitete Norm ist: „Männer weinen nicht.“ Zurückzuführen ist dies wieder unter anderem auf die Zuschreibung der Rationalität. So kommt es zu „Beleidigungen“ wie: Du Mädchen!
Stell dir doch einfach mal selber die Frage, ob du, als Mann, ungehemmt weinen kannst. Interessant kann diese Frage auch für Frauen sein, um herauszufinden, ob ihr Partner ungehemmt vor ihr emotional sein kann.
Jeder kann männlich sein!
Auch für homosexuelle Männer und Trans Menschen ist toxische Männlichkeit eine große Einschränkung. Ihnen wird abgesprochen ein „richtiger Mann“ zu sein, da sie vielleicht manche Eigenschaften nicht besitzen, manchmal andere Interessen als Fußball haben und gegebenenfalls für eine Reparatur den Handwerker rufen. Man könnte den Eindruck bekommen, es zählt nicht, welches biologische Geschlecht du hast und welchem Geschlecht du dich zugehörig fühlst, sondern nur, welches dir deine Mitmenschen zu schreiben.
So gibt es viele Aspekte des Lebens und des Seins, die Männer nicht zulassen können oder nicht unterlassen können, aufgrund von toxischen Einstellungen. Wie sieht es bei Dir aus?
Lebst du noch nach männlichen Idealen oder sind bei Dir die Grenzen schon durchbrochen?
Deine Emely Klepel
(Praktikantin im Bereich Interkulturelles Management & Sozialwissenschaften)