„Eine Störung der Sexualpräferenz“, „Sexuelle sadistische Störung“ oder eine „krankhafte Veranlagung, durch Zufügung von körperlichen oder psychischen Quälereien sexuelle Lust und Befriedigung zu erreichen“, dies sind nur einige Suchergebnisse, die man findet, wenn man sich über Sadismus im Internet informieren möchte. Sadismus findet auch im ICD-10 seinen Platz. Sadismus wird als eine Persönlichkeitseigenschaft definiert, welche ausmacht, dass der Mensch bei Verletzung der psychischen und physischen Integrität eines anderen Lebewesens sexuelle Lust empfindet. So ist das allgemeine Verständnis von Sadismus recht negativ behaftet. Warum aber ist der Begriff momentan so aktuell, vor allem im sexuellen Bereich, und was genau steckt dahinter?
Eigentlich Sadomasochismus
Mit dem Begriff des Sadismus, von dem die momentane Öffentlichkeit im sexuellen Bereich spricht, ist fälschlicherweise meist der Sadomasochismus gemeint. Hierbei handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für sexuelle Praktiken und auch Verhaltensweisen, die Dominanz und Unterwerfung beinhalten, also das Machtverhältnis eine große Rolle spielt. Der Begriff setzt sich zusammen aus Sadismus, also der Lust, einer anderen Person Schmerz hinzuzufügen und dem Masochismus, also der Lust, selbst Schmerzen zu erleiden. Diese Neigung gilt offiziell immer noch als Abweichung von der „Norm“, wird aber von vielen Forschern bereits als normal gesehen und gilt nicht mehr als Störung, sondern als eine Art des erotischen Spiels.
„Safe, sane and consensual“
Durch das negative Bild in der Öffentlichkeit ziehen sich Menschen mit Vorlieben dieser Art häufig noch aus Angst vor Ausgrenzung zurück. Dabei wurde durch Studien belegt, dass einvernehmliche S/M-Beziehungen oft mit besonderer Intimität und starkem wechselseitigen Vertrauen einhergehen. Die Einvernehmlichkeit spielt hierbei die größte Rolle. Deshalb gehören drei Eigenschaften immer dazu: „safe, sane and consensual“. Warum ist diese Neigung momentan in der Öffentlichkeit so stark verbreitet? Das Thema Sexualität wird immer weniger zum Tabuthema. Dadurch rücken auch immer mehr Vorlieben an die Öffentlichkeit, die sich vorher nur in geschlossenen Schlafzimmern abgespielt haben. Die Gesellschaft wird offen für Neues und dadurch kommt es zu einer Kettenreaktion, da Leute ein sexuelles Gebiet entdecken, welches sie vorher noch nicht kannten, ihnen jedoch gefällt und daraufhin ausgeübt und weiterverbreitet wird.
Woher kommt diese Neigung?
Häufig wird ein Zusammenhang zwischen psychischen Störungen oder traumatischen Erfahrungen in der Kindheit und der sexuellen Vorliebe gesehen. Jedoch entfernt sich die Forschung immer mehr davon und sieht ganz andere Gründe, zum Beispiel die verschiedenen Hemmschwellen für die optimale sexuelle Erfahrung. So haben Sadomasochisten möglicherweise höhere Schwellen und suchen demnach nach stärkeren Reizen. Andererseits kann S/M als Ausgleich oder Ventil zum Alltag angesehen werden. Zum Stressabbau oder als Möglichkeit, Schwäche zu zeigen. In einem Alltag geprägt von Arbeit, Verantwortung, vielleicht auch als eine beruflich höher stehende Person kann dies eine Möglichkeit sein, um Druck abzulassen und sich mal „gehen zu lassen“.
Der Sadomasochismus wird immer mehr Teil unserer Gesellschaft, sowie auch andere sexuelle Praktiken „außerhalb der Norm“. So bleibt zu hoffen, dass die Vorurteile gegenüber eben diesen neuen Bereichen abnehmen und es mehr Menschen ermöglicht wird, das zu finden, was sie befriedigt und positive Abwechslung in den Alltag bringt.
Vorbereitet von Dana Kreis
(Praktikantin im Bereich Neurowissenschaften)