Menschen konstruieren allgemein ihr Bild von der Welt, in der sie leben, immer basierend auf den Informationen aus ihrer Umwelt. Das hilft uns wiederum dabei, uns in der Welt zurechtzufinden und in verschiedenen Rollen leichter zu funktionieren. Nur ein Blick, ein bestimmter Tonfall oder ein geschriebenes Wort genügen, um über verschiedene Kommunikationskanäle einen bestimmten Eindruck von einer Person zu erzeugen. Nur anhand der Informationen, die wir beim ersten Treffen mit einem Menschen erhalten, entscheiden wir zum Beispiel, ob uns diese Person vertrauenswürdig erscheint oder auch, ob wir uns überhaupt noch eine weitere Interaktionen mit ihr vorstellen können. Interessant ist nun aus psychologischer Sicht, dass die Bildung des ersten Eindrucks mit dem Primäreffekt („Primacy-Effekt“) verbunden ist, was bedeutet, dass die ersten Informationen einen überproportional starken Einfluss auf unsere Urteile hat. Daher ist der beliebte Ratschlag: “Gib dir Mühe, der erste Eindruck zählt!” tatsächlich ein guter Tipp, denn nicht selten wirst du das Bild, das sich andere beim ersten Treffen von dir machen, nie wieder so richtig los!
HAT DIE KÖRPERLICHE ANZIEHUNG EINFLUSS AUF DEN ERSTEN EINDRUCK?
Körperlich attraktive Personen haben tatsächlich einige Vorteile im Leben, zum Beispiel werden sie in alltäglichen sozialen Interaktionen oft positiver wahrgenommen. Dieses Phänomen wird als „Halo-Effekt der Anziehung“ bezeichnet, der dadurch gekennzeichnet ist, dass körperlich attraktiven Menschen mehr positive Eigenschaften zugeschrieben werden. So werden sie im Durchschnitt als geselliger, freundlicher, warmherziger, kompetenter und intelligenter eingeschätzt als die weniger attraktiven Personen.
WELCHE ROLLE SPIELEN DIE EMOTIONEN?
Die Stimmung, in der wir uns befinden, wenn wir auf eine bestimmte Person treffen, beeinflusst ebenfalls, welche Urteile wir über sie fällen. Aber auch die Stimmung der Person, die wir beurteilen, beeinflusst wiederum unsere Wahrnehmung! Einige Studien haben gezeigt, dass wir einen Menschen als attraktiver einstufen, wenn diese Person in fröhlicher Stimmung ist. Gleichzeitig bewerten wir Menschen fälschlicherweise eher als aggressiv, wenn sie sich etwas ängstlicher oder unsicherer zeigen. Außerdem kann man feststellen, dass wir Menschen auch in diesem Thema recht selektiv in unserer Wahrnehmung sind. Generell neigen wir nämlich dazu, jenen Informationen, die unserer aktuellen Stimmung entsprechen, mehr Aufmerksamkeit zu schenken und uns diese auch besser zu merken.
GENAUIGKEIT DES ERSTEN EINDRUCKS
Das Urteil, das wir beim ersten Treffen mit einer Person fällen, übt einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Beziehung zu dieser Person aus. Je mehr unser erster Eindruck nämlich mit den tatsächlichen Eigenschaften der Person übereinstimmt, desto stärker werden wir das Gefühl haben, die Person zu verstehen und sie dadurch in einem deutlich positiveren Licht sehen. Umgekehrt kann sich auch die Frage, wie sehr wir einen Menschen mögen, sehr stark auf unser Urteilsvermögen auswirken. Dies erklärt auch, warum wir uns manchmal in jemandem täuschen, den wir körperlich sehr attraktiv finden, der aber charakterlich gar nicht zu uns passt. Die gute Nachricht ist hier: Wir achten deutlich mehr auf Menschen, die uns in irgendeiner Weise sympathisch sind und somit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Urteile richtig sind.
Nur anhand des ersten Eindrucks sind Menschen jedoch nicht in der Lage, alle Merkmale einer Person mit der gleichen Genauigkeit zu bewerten. Wenn wir ein Bild einer Person zeigen, können wir interessanterweise den Grad der Extrovertiertheit, das Erleben negativer Emotionen und die Gewissenhaftigkeit der Person relativ zuverlässig einschätzen, während unsere Urteile bezüglich Offenheit und Akzeptanz weniger genau sind. Es gibt auch geschlechtsspezifische Unterschiede, da Frauen tatsächlich im Durchschnitt einen besseren ersten Eindruck hinterlassen als Männer.
Vorbereitet von Katarina Tement
(Praktikantin im Bereich Psychologie)