Wir alle kennen das Gefühl, wenn wir in einem Gespräch sind, aber gar nicht richtig mitbekommen, was uns erzählt wird, weil wir so in unseren Gedanken versunken sind. So ähnlich kann man sich das Phänomen der Depersonalisation bzw. Derealisation vorstellen-allerdings in einem viel stärkeren Ausmaß. Beide Störungen sind eng miteinander verbunden und lassen Betroffene in ihrer surrealen Erlebniswelt versinken. Ein vorübergehendes Gefühl der Depersonalisation oder Derealisation ist häufig. Viele Menschen haben sich im Laufe ihres Lebens schon einmal von sich selbst (Depersonalisation) oder der Umgebung (Derealisation) losgelöst gefühlt.
Dieses Gefühl tritt häufig nach folgenden Situationen auf:
-Erleben von lebensbedrohlichen Gefahren (zum Beispiel nach einem Unfall)
-Konsumieren von Drogen
-Extreme Müdigkeit durch Stress und Überarbeitung
-Entzug von Schlaf oder sensorischer Stimulation (wie beispielsweise auf der Intensivstation)
-Erleben eines Traumas (zum Beispiel der Verlust einer geliebten Person)
Typische Symptome einer Depersonalisation:
Man hat das Gefühl, die Kontrolle über seine Emotionen und Gedanken zu verlieren. Das Bild der eigenen Person ist verzerrt, fast so als wäre der Körper wie ferngesteuert- losgelöst von seinem Geist und seinen Emotionen. Betroffene haben starke Probleme damit, ihre Identität einzuordnen. Eventuell fühlen sie sich emotional oder körperlich wie betäubt. Die betroffenen Personen beschreiben sich selbst als ein außenstehender Beobachter ihres eigenen Lebens.
Typische Symptome einer Derealisation:
Derealisation hingegen beschreibt den Bezugsverlust einer Person zu ihrer Umgebung. Alles um sie herum erscheint unwirklich und fremd. Betroffene fühlen sich möglicherweise wie in einem realitätsfernen Traum , oder als seien sie in einer Blase- getrennt von der restlichen Welt. Diese erscheint unwirklich und fremd- fast schon, wie ein Film, an dem man selbst nicht beteiligt ist und ihn lediglich von außen betrachtet. So wirken Gegenstände möglicherweise verschwommen oder ungewöhnlich klar. Auch das Zeitgefühl kann deutlich von der Realität abweichen. Die Symptome verursachen fast immer großes Unbehagen. Manche Betroffene empfinden sie als unerträglich, zumal es zur Beeinträchtigung der eigenen Funktionsfähigkeit kommen kann. Depersonalisation und Derealisation können in einigen Fällen als isoliertes Phänomen angesehen werden. Es kommt allerdings häufig vor, dass die Symptomatik nicht alleine auftritt. Patienten klagen meist über diverse Beschwerden. Vor allem Schwindel, Erschöpfung, Schmerzen, Angst oder Depressionen. Stress oder auch neue, reizüberflutende Umgebungen sowie ein Schlafmangel können die Symptome verschlimmern.
Die Symptome sind oft anhaltend.
-Sie können sich in Episoden wiederholen (bei ca. einem Drittel der Betroffenen)
-fortlaufend auftreten (bei ca. einem Drittel)
-chronisch werden (bei ca. einem Drittel)
Was kann man dagegen tun?
Stressmanagement: Stress kann die Depersonalisierung und Derealisation verstärken. Daher besteht ein wichtiger Teil der Behandlung darin, Stress aktiv, durch beispielsweise Sport oder progressive Muskelentspannung, zu reduzieren. Gedanken aufschreiben: Es kann hilfreich sein, sich dessen bewusst zu sein, welche Situationen die Symptome auslösen oder verschlimmern. Dies kann dazu beitragen, die Ursachen für die verzerrte Wahrnehmung zu ergründen und Muster zu durchschauen. Gesunder Lebensstil: Eine nährstoffreiche Ernährung, regelmäßiges Essen sowie ein einheitlicher Schlafrhythmus, wie auch regelmäßige Bewegung an der frischen Luft fördern das Wohlbefinden und unterstützen die psychische Stabilität. Sofort-Hilfe: Ob in Hände klatschen oder eine kalte Dusche nehmen – mit einem intensiven äußeren Reiz kann man einer akute Depersonalisation schnell entgegenwirken. Bei lang anhaltenden Symptomen sollte jedoch eine psychotherapeutische Behandlung in Erwägung gezogen werden. Dabei hat sich insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie in Verbindung mit Achtsamkeitsmeditationen als hilfreich bewährt, um Bewältigungsstrategien zu erlernen und die Kontrolle über den eigenen Körper zurückzugewinnen.