Es ist unbestreitbar, dass die heutige Welt aufgrund der Globalisierung immer enger zusammenrückt. Durch die Beschleunigung der Kommunikation mittels Internet und anderer neuer Medien, sowie durch das ständige Wachstum der Erdbevölkerung, ist internationale Arbeit und Kooperation mit anderen Ländern unvermeidbar geworden. Viele Unternehmen und Joint Ventures scheitern allein wegen Fehlschlagen der Kommunikation zwischen Partnern unterschiedlicher Kulturen. Vorgehensweise und Methoden der Arbeit in diesem Fall weichen voneinander umso stärker ab, je größer die Kluft zwischen den Mentalitäten der betroffenen Kulturen ist, und desto schwieriger ist es auch, eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu leisten. Um diesem Hindernis in internationalen Geschäften vorzubeugen, wurden zahlreiche Trainingsmethoden entwickelt. Die gewährleisten die heutzutage so sehr geforderte Fähigkeit in einem multikulturellen Team zu arbeiten und helfen eine entsprechende Flexibilität der Mitarbeiter zu erreichen.
Interkulturelle Trainingsmethoden
In unserer Informationsära ist es sehr leicht geworden, Informationen über ein bestimmtes Land und dessen Kultur zu finden, die dann anhand der kognitiven Methoden übermittelt werden können. Die wissensorientierten Methoden sind populär und leicht einsetzbar. Hier wird aber eine andere Methode vorgestellt, die erlebnisorientiert ist – Rollenspiele. Die Methode stellt eine Gelegenheit dar, die Interaktion mit Menschen anderer Kulturen `real` zu erleben und sich selbst in deren Rolle zu versetzen, um ein besseres Verständnis für fremdes Verhalten zu erlangen.
Wie sieht denn ein Rollenspiel im Training aus?
Im Training wird eine bestimmte interkulturelle Situation von Teilnehmern vorgespielt. Zwar werden die Rolle zwischen den Teilnehmern verteilt, wird ihnen jedoch ein Freiraum fürs Handeln gelassen, damit sie die Situation so “real” wie möglich erleben können. Insgesamt kann das Rollenspiel in 4 Phasen unterteilen werden:
- Aufwärmphase: sie dient der Lockerung und Entspannung aller Teilnehmer zu Beginn der Sitzung;
- Einleitung: hier wird das eigentliche Spiel vorgestellt;
- Spielphase: in der Aktionsphase sollte zuerst die Spielfläche freigeräumt und die Spielsituation aufgebaut werden. Hierbei sollten auch Requisiten einbezogen werden, damit ungeübte Spieler sich daran ‘festhalten’ können:
Auswertungs- oder Reflexionsphase: Hier sollten die Beobachter ihre Erkenntnisse und Beobachtungen beschreiben und interpretieren. Hierbei sollte analysiert werden, ob die Spielenden eine Lösung gefunden haben und eine realistische Darstellung der Beziehungen zwischen den Spielern erreicht wurde.
Vorteile der Rollenspiele im interkulturellen Training
- Teilnehmer bekommen eine klare Vorstellung von Fähigkeiten, die geschult werden, wie diese in der Interaktion umgesetzt werden und welche Folgen effektive und ineffektive Anwendung dieser Fähigkeiten hat;
- Teilnehmer haben die Möglichkeit neues Wissen, neues Verhalten und neue Fähigkeiten in einer realen Situation auszuprobieren;
- Teilnehmer können sich in die Rolle des anderen versetzen und damit ein höheres Verständnis zu erreichen;
- Rollenspiele wecken viel Interesse bei Teilnehmern, wobei sowohl passive als auch aktive Teilnehmer für sich eine Rolle finden können (Beobachter oder Rollenspieler). Dies ist besonders wichtig bei kollektivistischen Kulturen, wo passives Beobachten und Wahrnehmen dem aktiven Handeln bevorzugt wird;
- Da die interkulturelle Effizienz im großen und ganzen von kultureller Sensibilität und Empathie abhängt, sind Rollenspiele (die mehr als andere Methoden diese Fähigkeiten gebrauchen und üben) ein hervorragendes Instrument zu ihrer Verfeinerung;
- Das Spiel ist eine lebensnotwendige und konstitutive Form des Lernens. Als kleines Kind lernt man die soziale Umwelt und das passende Verhalten in bestimmten Lebenssituationen durch das Spielen, d.h. Spiele sind eine natürliche Form des Lernens);
- Das Rollenspiel bietet einen gefahrlosen Rahmen, in dem der Umgang mit den eigenen Emotionen, die während der kritischen Interaktionen geweckt werden können, erprobt werden kann (Schaller 2001, 98);
- Rollenspiele entwickeln situatives Denken, Kommunikation und Entscheidungsfähigkeit; Rollenspiele können in Dreiergruppen durchgeführt werden, wo jeder Teilnehmer aktiv mitmacht und Feedback durch das Rotationssystem zurückbekommt ( Landis 2004, 61) ;
- Sie bringen diverse Fähigkeiten und Einstellungen der Teilnehmer zum Vorschein, welche 20 ein geschickter Trainer für einen besseren Lerneffekt und für die Auswertung am Ende des Spiels anwenden kann;
- Manche Teilnehmer können neue, unerwartete Reaktionen und Fähigkeiten bei sich entdecken, die ihnen vorher nicht bewusst waren.
Die Rollenspiele verlangen jedoch eine gründliche Vorbereitung und hohe Qualifikation des Trainers/ des Psychologen, damit er die Teilnehmer mit entsprechender Motivation “anstecken” und sein Verständnis für die Gruppenprozesse und die Stimmen einzelner Teilnehmer einbringen könnte. Rollenspiele bringen große Erfolge im Bereich interkultureller Sensibilisierung, wenn richtig eingesetzt, und können selbstverständlich nicht nur in der Geschäftsbranche, sondern auch im privaten Leben eine Anwendung finden und z.B. einen auf einen Auslandsaufenthalt vorbereiten.
Und wie sieht es bei dir aus? Hast du schon mal an einem interkulturellen Training teilgenommen? Konnte es dir helfen dein interkulturelles Verständnis zu erweitern?
Vorbereitet von Alla Wesnin
(Praktikantin im Bereich Psychologie)